Vorsfeldes Judoka Giovanna Scoccimarro gewinnt sensationell WM-Silber!

Gewann in Doha WM-Silber: Judoka Giovanna Scoccimarro (r.) vom MTV Vorsfelde.

Es ist der größte Erfolg ihrer Karriere: Giovanna Scoccimarro vom MTV Vorsfelde hat bei der Judo-WM in Doha sensationell Silber gewonnen! Erst im Finale unterlag die 25-Jährige der Weltranglisten-Vierten Saki Nizzoe aus Japan.

Doha. Was für eine sensationelle Leistung: Giovanna Scoccimarro vom MTV Vorsfelde hat bei der Judo-Weltmeisterschaft in Doha in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm erstmals in ihrer Karriere WM-Silber geholt. Lediglich im Finale musste sich die 25-Jährige der Japanerin Saki Nizzoe geschlagen geben, auf dem Weg dahin ließ sich einige Top-Kämpferinnen hinter sich.

„Natürlich bin ich etwas enttäuscht, dass ich ‚nur‘ Silber gewonnen habe. Aber am Ende ist es eine sehr große Leistung von mir, deshalb bin ich trotzdem glücklich“, sagte Scoccimarro nach den Kämpfen dennoch stolz auf das, was sie geleistet hatte. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sie sich im vergangenen Jahr noch das Kreuzband gerissen hatte und lange ausgefallen war. „Ich musste danach erst einmal zurückkommen, deshalb waren das jetzt wirklich wichtige Punkte und ich bin froh, dass ich zeigen konnte, was ich kann.“

Denn es war ein langer und harter Weg bis ins Finale. Zum Auftakt setzte sich die Vorsfelderin (“Im ersten Kampf war ich ziemlich nervös, weil meine Gegnerin auch sehr stark ist“) gegen die Jamaikanerin Ebony Drisdale Daley vor allem dank ihrer Aggressivität durch, ihre Gegnerin kassierte im Laufe des Kampfes zwei Inaktivitätsstrafen, kurz vor Schluss schließlich die dritte und entscheidende. Anschließend wartete Maria Niangi aus Angola auf die Lessienerin, die mit ihren 1,69 Meter Körpergröße und ihrem sehr tiefen Schwerpunkt für die Deutsche (1,78 m) gefährlich werden konnte. Mit der Angriffstechnik Uchi-mata ließ Scoccimarro allerdings keine Zweifel aufkommen und zog in Runde 3 ein.

Zuvor war stets vor dem Viertelfinale Schluss

Dort kam es zum Duell mit der Niederländerin Sanne van Dijke, mit der Weltranglisten-Zweiten hatte die Weltranglisten-13. in der Vergangenheit schon öfter Bekanntschaft gemacht. „Ich meine, dass ich bislang immer gegen sie verloren habe“, so Scoccimarro. Auch dieses Mal war es ein umkämpftes Duell, die Niederländerin rang der Deutschen alles ab. Weil in der regulären Zeit kein Sieger feststand, ging es in den Golden Score – wer hier als nächstes punktet, gewinnt. Beide lieferten sich ein umkämpftes Match, Scoccimarro wirkte aber deutlich aktiver. Das wurde der Niederländerin zum Verhängnis, denn nach weiteren fünf Minuten Kampfzeit erhielt sie die dritte Strafe – Viertelfinale für Scoccimarro! „Ich hatte bei den Frauen immer das Pech, dass ich spätestens einen Kampf vorm Viertelfinale ausgeschieden bin“, hatte die Vorsfelderin im Vorfeld noch gesagt, „ich hoffe, dass ich auch ohne Setzplatz dieses Mal diese Hürde nehmen kann.“ Das gelang, erstmals zog die 25-Jährige in die Runde der letzten Acht ein.

Hier bekam sie es mit der Russin Madina Taimazova zu tun, die unter neutraler Flagge an den Start ging. Die Olympia-Dritte von Tokio durfte nach Hintergrund-Checks teilnehmen (es sollen nur Athleten aus Russland und Belarus bei der WM dabei sein, die den russischen Angriffskrieg in der Ukraine nicht unterstützen). Auch dieser Kampf ging in den Golden Score, auch dieses Mal erwischte Scoccimarro das bessere Ende für sich und zog per Waza-ari ins Halbfinale ein!

In der Runde der letzten Vier kam es zum Duell mit der Österreicherin Michaela Polleres. Auch hier sollte es in der regulären Kampfzeit keine Siegerin geben, wieder musste der Golden Score herhalten – und wieder durfte Scoccimarro jubeln! Wieder brachte die 25-Jährige mit Waza-ari ihre Gegnerin auf die Matte, faltete anschließend die Hände vor dem Gesicht zusammen und blickte umgehend zu Bundestrainer Claudiu Pusa – sie hatte es geschafft, sie stand tatsächlich im Finale.

Erste Final-Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft

Dort wartete als letzte Hürde die Japanerin Niizoe, WM-Dritte bei den Wettkämpfen im vergangenen Oktober in Taschkent (Usbekistan) und Weltranglisten-Vierte. Gegen die acht Zentimeter kleinere Japanerin schien Scoccimarro zunächst die Überhand zu haben, doch Niizoe drehte den Spieß schnell herum. Sie brachte die Vorsfelderin auf die Matte und den Rücken, hielt sie dort zehn Sekunden lang – und siegte dadurch per Ippon (sofortiger Sieg). Silber ging also an Scoccimarro, die damit ihren größten WM-Erfolg feierte. Zugleich machte sie mit dieser starken Leistung ordentlich Boden für die Qualifikation für Olympia 2024 in Paris gut. Die Chance auf Gold hat die 25-Jährige zudem immer noch – denn am Sonntag startet sie im deutschen Mixed-Team.

Bundestrainer: Dieses Silber ist Gold wert

Frauen-Bundestrainer Claudiu Pusa war stolz auf seinen Wolfsburger Schützling: „Wir haben Silber gewonnen, das ist Gold wert für das ganze Team“, sagte er über die erste Medaille im deutschen Team bei diesen Weltmeisterschaften. „Ich bin mit Giovannas Leistungen sehr zufrieden. Nach ihrem Comeback wurde sie von Wettkampf zu Wettkampf immer besser. Sie hat fast das gesamte Podium von Olympia geschlagen. Für die nächsten Tage kann uns dieses Ergebnis Schwung für das ganze Team bringen.“

Sportdirektor Hartmut Paulat hofft auf eine Initialzündung im Team. „Nach den ersten Tagen, die nicht so liefen, wie wir uns das vorgestellt hatten, ist die Stimmung im Team eine ganz andere und wir hoffen, dass in den nächsten Tagen noch etwas dazukommt und sich auch auf den Mixed-Team-Wettbewerb am Sonntag gut auswirkt.“

Die zweite deutsche Athletin Miriam Butkereit war dank eines Freiloses erst in der zweiten Runde eingestiegen und hatte sich bis in Runde drei vorgekämpft. Dort war jedoch gegen die Britin Katie-Jemima Yeats-Brown Endstation.

Von Marvin Sonnemann, WAZ 11.05.2023