So lief die Oberliga-Saison für die „Razorbacks“, die im nächsten Jahr mit einem prominenten Rückkehrer wieder oben angreifen wollen.
Kilian Symalla
Vorsfelde Was wäre, wenn Lasse Giese sich Ende Januar nicht die Achillessehne gerissen, wenn der MTV Vorsfelde nicht die anschließenden beiden Auswärtsspiele verloren hätte? Hätten sich die „Razorbacks“-Handballer im Meisterschaftsrennen behauptet, wären sie statt dem TV Bissendorf-Holte in die 3. Liga aufgestiegen? Die Überlegungen haben jetzt keinen Wert mehr, zeigen aber, wie nah dran an der Oberliga-Spitze die Vorsfelder in der abgelaufenen Spielzeit waren.
Im Sommer 2023 herrschte missliche Stimmung in Vorsfelde. Die Handball-Führung verspürte Druck. Die Saison 2022/23 hatten die Eberstädter als Tabellenachter abgeschlossen – so schlecht wie seit Jahren nicht. Würden sie sich erneut außerhalb der Top 6 platzieren, stiege der MTV mit der Neuordnung der Oberligen ab in die 5. Liga. „Wir wussten alle, worum es geht“, erinnert sich MTV-Coach Daniel Heimann. Die Vorgabe an Mannschaft und Trainerstab war eindeutig: „In den Zielen waren wir uns einig. Wir wollten unbedingt in die Top 6 und damit die Regionalliga-Qualifikation schaffen.“
Doch die Konkurrenz war stark. Deshalb rüsteten die Vorsfelder auf, holten in Lasse Giese und Milan Vuckovic zwei herausragende Oberliga-Spieler, die jedes Viertliga-Team verstärkt hätten. Zudem kehrte Top-Außen Lars Hoffmann nach einem kurzen Ausflug in die 3. Liga zurück in die Eberstadt.
Neu aufgestellt lief es ausgesprochen gut für den MTV. Zum Liga-Start nahmen die „Razorbacks“ dem späteren Meister Bissendorf-Holte immerhin einen Punkt ab (30:30). Bis Dezember blieb der MTV ungeschlagen. Vorsfelde spielte ganz vorne mit, führte lange die Tabelle an. Heimann: „Wir durften träumen.“
Den ersten kleineren Rückschlag erfuhren die Vorsfelder im Spitzenspiel gegen Meister HHB. Doch die 33:35-Heimniederlage warf den MTV nicht aus der Bahn. Eine Woche später bezwangen die „Razorbacks“ den ehemaligen Drittligisten Northeim (35:32). Zum Jahres- und Rückrundenauftakt ging es ins zweite Duell mit Bissendorf-Holte. Wieder gab’s ein Remis. Vorsfelde biss sich im Meisterschaftsrennen fest.
Dann kam das Heimspiel gegen die SG Börde. Den 38:30-Sieg sollten die „Razorbacks“ teuer bezahlen. Lasse Giese, bis dahin mit einem Schnitt von mehr als sieben Toren pro Spiel bester MTV-Werfer, zog sich einen Achillessehnenriss zu – ein Schock fürs Vorsfelder Team.
In den darauffolgenden Auswärtsspielen in Lehrte (26:31) und Nienburg (23:31) trat der MTV nicht mehr auf wie eine Spitzenmannschaft. „Die Niederlagen hängen mit dem Ausfall von Lasse zusammen“, betont Heimann. MTV-Mannschaftsführer Marius Thiele sagt: „Lehrte und Nienburg waren echte Rückschläge. Die haben etwas mit unserer Mannschaft gemacht.“
Der MTV berappelte sich aber wieder und siegte danach munter weiter. Die Meisterschaft war bis zwei Spieltage vor Saisonende möglich. Das Finish mit Partien gegen HHB und das formstarke Northeim war jedoch brutal schwer. Hannover-Burgwedel erwies sich als zu gut (26:30) und auch Northeim war nicht zu schlagen (27:38). Der MTV fiel zurück auf Platz 4. Thieles Bilanz: „Wir haben unser Saisonziel erreicht. Aber wenn man so lange vorne dabei ist, will man mehr. Wir haben aber zu oft gegen die direkte Konkurrenz verloren.“ Vorsfelde wird in der kommenden Saison einen neuen Anlauf starten, in die dritthöchste Spielklasse zurückzukehren.
Das Vorhaben wird der MTV allerdings ohne Heimann und Thiele angehen müssen. Trainer und Kapitän machen Schluss – sehen den Kader aber gut aufgestellt und bereit für neue Herausforderungen. „Wenn die Truppe so zusammenbleibt, werden wir auch in der nächsten Saison vorne mitspielen können“, versichert Thiele.
Mit Kris Behrens kommt zudem ein Spieler zurück nach Vorsfelde, der Führungsstärke verkörpert wie wenige andere. Der 35-Jährige lief zwölf Jahre für den VfB Fallersleben auf und streift sich nun wieder das Trikot seines Jugendvereins Vorsfelde über. „Kris wird uns sehr helfen“, ist sich Thiele sicher, der den Staffelstab als Leader an Behrens übergibt.
Wolfsburger Nachrichten – Gifhorner Rundschau, Seite 26, 30.05.2024