50 Flick-Flacks für den richtigen Boden

Weil den Cheerleadern des MTV Vorsfelde ein eigener Spring Floor fehlt, haben sie eine ungewöhnliche Aktion gestartet

Kämpfen um einen neuen Hallenboden: Die Cheerleader des MTV Vorsfelde.

Vorsfelde. Sie haben über 100 Sportlerinnen in ihren Reihen, eines ihrer Teams wurde im vergangenen Jahr deutscher Meister – und doch haben die Cheerleader des MTV Vorsfelde keine optimalen Trainingsbedingungen. Konkret: Ein neuer Hallenboden, der bei allen Wettkämpfen eingesetzt wird, fehlt, weil es zum einen im Wolfsburger Raum nicht genügend Optionen gibt und zum anderen eine eigene Anschaffung teuer ist. Die MTV-Sportlerinnen haben daher eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen und hoffen, ihr Ziel zu erreichen.

„Spring Floor“ heißt der Boden, auf dem Turnerinnen und Cheerleader optimal trainieren können. Er ist zwölf mal zwölf Meter groß, besteht aus Sprungfedern, Holz- und Schaumstoffschichten und wird mit speziellen Matten abgedeckt. „Der ’Spring Floor’ wird oben auf den normalen Hallenboden gelegt, man kann ihn auf- und abbauen, je nachdem, wie und wo er benötigt wird“, erklärt Luina Hertwich, Cheerleaderin und Trainerin beim MTV Vorsfelde. Offizielle Wettkämpfe finden ausschließlich auf diesen Böden statt.   Problem: Im gesamten Wolfsburger Raum gibt es nur im Theodor-Heuss-Gymnasium eine Halle mit solch einem „Spring Floor“, die Trainingszeiten dort sind stark begrenzt, weshalb die Cheerleaderinnen bestimmte Übungen wie Flick-Flacks und Salti nur begrenzt üben können. Ein klarer Nachteil für die Wettkämpfe, für die der MTV nicht nur seinen deutschen Meister Sonics Aces, Wolfsburgs amtierende Mannschaft des Jahres, sondern alle seine Teams fit machen will.

Der MTV hat lediglich Randzeiten bekommen, darf samstags von neun bis elf und sonntags von acht bis zehn Uhr in die Halle. Dass das nicht die besten Trainingszeiten sind, steht außer Frage, zudem haben die Vorsfelderinnen fünf Teams, „was dem gar nicht gerecht wird“, weiß Hertwich. Man habe schon oft Anfragen an die Stadt gestellt, die Trainingszeiten neu zu vergeben, allerdings besitze vor allem der VfL Wolfsburg die meisten Zeiten, eine Änderung sei nicht geplant. Da die einfachste Lösung nicht funktioniert, haben die Vorsfelderinnen das Heft des Handelns kurzerhand selbst in die Hand genommen und sich dazu entschlossen, gemeinsam mit dem Verein einen eigenen Boden zu kaufen. Doch auch hier gibt es ein Problem: der ist teuer.

30.000 Euro beträgt der Kaufpreis, für die Vorsfelder deutlich zu hoch. Deshalb wurden zunächst Sponsoren und Unterstützer gesucht, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. „Wir haben sehr, sehr viele Mails geschrieben, angerufen, Flyer verteilt. Bei den großen Unternehmen ist es aber anscheinend ein ziemlich langer Prozess, um etwas zu erreichen“, hat Hertwich erkannt. „Wahrscheinlich müssten wir nochmal an kleinere Unternehmen herantreten, bei denen der interne Weg kürzer ist.“ Als Alterative dazu wurde eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, bei der Privatpersonen die Cheerleader finanziell unterstützen können und dafür ein kleines Geschenk erhalten, je nachdem, wie hoch die Spende ist – von Grußkarten über 50 Flick-Flacks (mit Videobeweis) bis hin zum eigenen Namen auf dem Boden ist alles dabei.

Bislang sind auf diesem Weg knapp 9000 Euro zusammengekommen, die Aktion läuft bis Mai. Unterstützen kann man die Vorsfelderinnen unter dem Link bit.ly/3Yv4lfT. Was passiert, wenn nach Ablauf nicht die volle Summe zusammengekommen ist? „Das Geld bekommen wir auf jeden Fall“, ist Hertwich froh, und hat auch schon mögliche Ideen: „Wir haben überlegt, ob man Bahnen von diesem Boden besorgt, die zwei Meter breit und zwölf Meter lang sind.“ Das würde den Cheerleaderinnen zwar etwas helfen, „ein ganzer Boden wäre aber erheblich sinnvoller“.

Von Marvin Sonnemann, WAZ 09.03.2023